Nach einer überstandenen Krebserkrankung rieten mir die Ärzte dringend zu einem täglichen Lauftrainingsprogramm als Rezidiv-Prophylaxe. Das einzig mögliche Zeitfenster wo ich sowas unterbringen konnte war morgens von 5:30 – 6:30 Uhr. Und so gewöhnte ich mir an, um diese Zeit zu joggen – im Sommer im Wald, im Winter wegen der Dunkelheit in unserer verkehrsberuhigten Wohnsiedlung. Ich spürte die gesundheitlich wohltuende Wirkung auf meinen gesamten Organismus sehr schnell, und das Laufprogramm wurde ein fester, wichtiger Bestandteil meines Lebens, über den ich sehr froh war.
Eines morgens im August 2017, als ich beim Lauf durch die Siedlung um die Ecke bog, begegnete ich zum ersten Mal dem grellen, kalten Licht einer neu installierten LED-Straßenlaterne – 4000 Kelvin, wie ich später herausfand. Ich wich entsetzt und erschrocken zurück und hielt mir instinktiv schützend die Hand vor die Augen. Was für ein grelles, kaltes und blendendes Licht!! Wie gut, dass die nicht in unserer Straße stehen, dachte ich noch … Leider standen sie drei Tage später auch bei uns und dem gesamten Block, in dem ich normalerweise lief. Ein Ausweichen war nicht möglich – diese Laternen standen im gesamten Ort.
Da es mir leider unmöglich ist, zu einer alternativen Zeit zu laufen, fing ich nicht sehr optimistisch am nächsten Morgen an, meine Runden zu drehen. Ich versuchte, da die Laternen mich schon von weitem sehr blendeten und in die Augen stachen, den weitestmöglichen Abstand zu wahren und konsequent den Blick nach unten gesenkt zu halten. Das war äußerst mühsam und ich merkte sehr schnell, dass die Lampen trotzdem sehr blendeten. Diese starke Blendung und außerdem der Wechsel von extremer Überbeleuchtung zu stockfinsteren Zwischenräumen strapazierten meine Augen und mein Gehirn schon bei diesem ersten Laufversuch dermaßen, dass ich nach 10 Minuten Augen- und Kopfschmerzen entwickelte, die den ganzen Tag lang über anhielten.
Am nächsten Morgen waren die Beschwerden wieder etwas besser und im Vertrauen darauf, „dass die Gemeinde schon nichts Schädliches in den Straßen aufstellen wird…“, drehte ich todesmutig auch den zweiten Tag meine Runden. Immer mit besagtem Abstand und gesenktem Blick – daran, mit einer normalen Kopfhaltung zu laufen, war gar nicht zu denken.
Diesmal wurden die Augenschmerzen und die Kopfschmerzen so stark, dass ich gezwungen war, auf weiteres Laufen für die nächsten Wochen völlig zu verzichten. Ich spürte auch einen äußerst unangenehmen Augendruck, der durch nichts zu lindern war. Auch hatte sich meine Sehkraft auffällig verschlechtert. Dazu kam, dass ich nachts beim Umdrehen im Bett urplötzlich Lichtkreise sah. Und zu all dem entwickelte ich eine ungewohnte, starke Licht – und Bildschirm-Empfindlichkeit. Sämtliche beschriebenen Symptome waren völlig neu für mich und kamen quasi über Nacht. Ich neige normalerweise in keinster Weise zu Lichtempfindlichkeit, ich trage auch bei hellstem Sonnenlicht nie eine Sonnenbrille – ich besitze nicht einmal eine.
Ein vorsichtiger dritter Laufversuch nach ein paar Wochen belehrte mich schnell, dass die Ergebnisse die gleichen waren und so musste ich meine geliebte und gesundheitlich dringend notwendige Jogger-Karriere zwangsweise für die langen Herbst- und Wintermonate an den Nagel hängen. Ich war völlig geschockt und bin sehr beunruhigt, weil mir das tägliche Laufen als Krebsprophylaxe unmöglich gemacht wird und mir auch die wohltuende Wirkung des Laufens allgemein sehr fehlt.
Seit diese LED-Straßenlaternen in unserem Ort stehen, kann ich tragischerweise bei Dunkelheit gar nicht mehr das Haus verlassen, weil ich sofort mit Augen- und Kopfschmerzen reagiere. Außerdem befürchte ich mittlerweile irreversible Augenschäden, wenn ich mich diesem Licht aussetze. Der hohe Blauanteil dieses Lichtes und die neue Dauerbeleuchtung nachts bringen auch meinen Tag-/Nachtrhythmus durcheinander, sodass ich viel schlechter (ein)schlafen kann.
Das heißt für mich im Winter quasi Stubenarrest, da aufgrund der kurzen Tage die Beleuchtung morgens noch lange und nachmittags bereits sehr früh angeht.
Monatelange Gespräche mit dem zuständigen Energieversorger sowie mit Lokalpolitikern, Naturschutzvereinen und dem Ministerium für Verbraucherschutz erbrachten keine Lösung. Auch eine Bürgerschaftliche Eingabe mit vielen Informationen und Warnungen aus Wissenschaft und Studien über die Risiken dieser Beleuchtung und ein entsprechender Antrag der Grünen Fraktion in unserem Ort auf Umrüstung der Laternen auf Amber-farbene LEDs wurde abgeschmettert. Man fühlt sich dementsprechend allein und ungehört.
Die ganze Situation ist körperlich und emotional äußerst belastend für mich und ein schwerer Eingriff in mein persönliches Recht auf Bewegungsfreiheit und mein Recht auf körperliche Unversehrtheit.
Auch die neuen LED-und Xenon-Autoscheinwerfer sind viel zu grell, zu kalt und stechen mir selbst am Tage aggressiv ins Auge. Wenn so ein PKW hinter mir fährt muss ich den Rückspiegel umklappen, weil es mich schmerzhaft blendet. Und bei manchen hilft selbst das kaum.
Da die Autoindustrie fast nur noch diese Scheinwerfer verbaut bin ich zunehmend dazu gezwungen, selbst am Tage fast durchgängig mit verdunkeltem, ‚runtergeklapptem Rückspiegel zu fahren. Das vermindert meine Sicht in drastischer Weise und stellt mittlerweile ein gravierendes Verkehrssicherheitsrisiko dar.
Und ganz problematisch wird es bei Dunkelheit – dann blenden mich die entgegenkommenden Autos extrem. Auch die neuen LED-Fahrradscheinwerfer blenden mich dermaßen, dass es mich manchmal schon von Weitem in den Augen schmerzt. Genauso wie die neuen, leistungsstarken LED-Taschenlampen. Ich wohne am Feldrand und wenn abends die Hundehalter noch ihren Hund ausführen, blenden mich diejenigen Lampen, deren Lichtkegel sich in mein Wohnzimmer verirren, so sehr, dass ich die Augen schließen muss. Man hat das Gefühl, dass man für diese Lampen einen Waffenschein bräuchte.
Insgesamt habe ich den Eindruck, dass allgemein die Beschwerden der Bevölkerung noch viel zu wenig gehört und ernst genommen werden. Dazu kommen bei den Politkern eine große Unwissenheit über die Gefahren dieser Beleuchtung – und leider oft auch ein Desinteresse an dem Thema.
Man hat den Eindruck, dass ein LED-Überbeleuchtungswahn die Welt erfasst hat. Es ist mir unbegreiflich, dass so wenige Menschen das merken.