Schlagwort: Lichtverschmutzung

  • Lichtverschmutzung begünstigt Frühgeburten

    Lichtverschmutzung entsteht durch das sich in der Atmosphäre ausbreitende künstliche Licht unvollständig abgeschirmter oder nach oben gerichteter Lichtquellen sowie den Reflexionen von beleuchteten Straßen und Gebäudeoberflächen.
    Staub- und Gasmoleküle in der Atmosphäre streuen dieses Licht und erzeugen einen leuchtenden Hintergrund, der je nach Wetterbedingungen in seiner Intensität variiert. Dieses diffuse Leuchten – Skyglow genannt – findet sich in der gesamten entwickelten Welt als glühende Lichtkuppeln über Städten, Häfen, Industrieanlagen, … und lässt jene zunehmende Licht- und damit Energieverschwendung weithin sichtbar werden.

    Schlafstörungen durch Einwirken der nächtlichen Lichtverschmutzung auf die zirkadiane Steuerung sind für viele Menschen inzwischen Alltag. Doch ob die menschgemachte Lichtverschmutzung auch Auswirkungen auf den Verlauf der Schwangerschaft haben kann, war bisher nicht bekannt. Forscher*innen um Prof. Laura Argys – von der University of Colorado Denver, der Lehigh University und dem Lafayette College – fanden Hinweise auf ein verringertes Geburtsgewicht und eine verkürzte Schwangerschaftsdauer.
    Die Wahrscheinlichkeit einer Frühgeburt nahm im Beobachtungszeitraum, entsprechend des Skyglow, um bis zu 12,8 % zu. http://ftp.iza.org/dp11703.pdf

    Eine normale Schwangerschaft dauert etwa 40 Wochen. Kinder, die vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche geboren werden, bezeichnet man als „Frühchen“. Dank intensivmedizinischer Betreuung ist deren Überlebenswahrscheinlichkeit in den vergangenen Jahren erfreulicherweise deutlich gestiegen.
    https://www.dw.com/de/fr%C3%BChchen-wenn-das-leben-zu-schnell-beginnt/a-48983568
    Allerdings kann es insbesondere bei Frühgeburten zu entwicklungsbedingten Komplikationen kommen. Beispielsweise ist die Infektanfälligkeit durch ein noch nicht vollständig ausgebildetes Immunsystem erhöht. Weiterhin können ernste Atembeschwerden auftreten, da ein, die Lungenbläschen umgebender Schutzfilm erst in der 37. Schwangerschaftswoche von den Lungenzellen produziert wird, sodass dessen Produktion durch Kortisongaben medikamentös angeregt werden muss. Daneben sind auch Entzündungen, Blutungen, Unterzuckerung, Sehbeeinträchtigungen oder neurologische Entwicklungsstörungen mögliche Folgen einer verfrühten Geburt.
    https://www.gesundheit.gv.at/leben/eltern/geburt/geburtsvorbereitung/fruehgeburt

    Somit unterstreicht die US-Studie die Notwendigkeit einer am gesundheitlichen Nutzen orientierten Beleuchtungsplanung.

  • TV-Beitrag: „Paten der Nacht“

    BR / Gut zu wissen/ Abspielzeit: 8 min

    >> Zu viel Licht in der Nacht ist schädlich für Insekten und Vögel. Auch für uns Menschen ist eine zu helle Nacht problematisch. Paten der Nacht setzen sich dafür ein die Lichtverschmutzung zu verringern. „Gut zu wissen“ begleitet Manuel Philipp bei seinem Einsatz. <<
    https://www.br.de/mediathek/video/paten-der-nacht-kampf-gegen-lichtverschmutzung-av:5e88a108312468001af04a86

    Besuchen Sie die Paten der Nacht im Internet, unter: https://www.paten-der-nacht.de/

  • TV-Beitrag: „Die Retterin der Nacht – Kampf gegen Lichtverschmutzung“

    HR / Alles Wissen/ Abspielzeit: 8 min

    >> Sterne sind in der Stadt kaum noch zu sehen. Immer mehr künstliche Beleuchtung durchdringt die Nacht. Menschen und Tiere leiden mittlerweile rund um den Globus darunter. Denn durch das künstliche Licht wird der natürliche Tag-Nacht-Rhythmus gestört. Langsam gibt es ein Umdenken – auch in Hessen: In Fulda kämpft Deutschlands erste „Nachtschutzbeauftragte“ Sabine Frank gegen die Lichtverschmutzung. Wie schützt man die Nacht vor zu viel Licht? <<
    https://www.hr-fernsehen.de/sendungen-a-z/alles-wissen/sendungen/die-retterin-der-nacht–kampf-gegen-lichtverschmutzung,video-116342~_story-sendung-82690.html

  • Lichtverschmutzung

    Bei natürlicher Dunkelheit wären in einer klaren Nacht von Leipzig aus bis zu 4.000 Sterne mit bloßem Auge sichtbar, jedoch verblasst unser Sternenhimmel aufgrund der zunehmenden Lichtverschmutzung zusehends. Denn um Verkehrsunfällen sowie Überfällen und Einbrüchen vorzubeugen oder aber um wirksam auf ein Produkt bzw. eine touristische Attraktion aufmerksam zu machen, nutzen wir auch nachts lieber zu viel als zu wenig Kunstlicht. So leben bereits 99 % der Europäer unter einem lichtverschmutzten Nachthimmel, dessen Aufhellung im Mittel um jährlich 6 % zunimmt.

    Aufhellung des Nachthimmels durch künstliche Beleuchtung
    Foto: Maximilian Blaschke

    Infolge von Streueffekten reichert sich unser künstliches Licht über den Städten als Lichtglocke an. Je höher dabei die Blauanteile im Licht sind, umso intensiver ist die Lichtglockenbildung in der Atmosphäre. Jene Lichtglocken können sich über hunderte Kilometer weit erstrecken und sind teilweise 40 mal heller als der sie umgebende natürliche Nachthimmel. Durch Wolkenschichten werden sie besonders weit ins Umland getragen und erreichen auch ansonsten lichtgeschützte Bereiche, fernab der hellen Ballungsgebiete. Somit verschwinden nach und nach immer mehr Sterne aus unserem Blickfeld. Jährlich erscheint daher ein „Lichtverschmutzungsatlas“ mit den verbliebenen Orten, an denen noch eine freie Sicht auf den Sternenhimmel möglich ist.
    https://advances.sciencemag.org/content/advances/2/6/e1600377/F2.large.jpg

    Nun behindert eine übermäßige nächtliche Beleuchtung aber nicht nur die Sternenschau. Beim Menschen sind bspw. gesundheitsbeeinträchtigende Auswirkungen auf den Schlaf-Wach-Rhythmus und andere Taktgeber bekannt. Durch den Verlust der Nacht wird daneben auch das empfindliche ökologische Gleichgewicht gefährdet. Denn unsere Nutzung künstlicher Lichtquellen bei Nacht hat ebenso Auswirkungen auf Einzeller, Tiere, Pilze und Pflanzen.
    So werden etwa Vögel, Fische und Insekten durch helle künstliche Lichtquellen desorientiert bzw. angelockt. Dabei kollidieren Vogelschwärme miteinander oder mit hohen Gebäuden, Insekten werden von blauhaltigen Lichtern angezogen und umflattern diese bis zum Erschöpfungstod, Fische finden nicht mehr zu ihren Laichgewässern und Pflanzen werden durch die, von blauhaltigen LED-Straßenlaternen emittierte, photosynthetisch aktive Strahlung fortwährend zum Wachsen angeregt, was sie schwächt und anfällig macht oder im Winter sogar erfrieren lässt, wenn sie ihr Wasser bei Kälte nicht in die Wurzeln zurückziehen.

    Lichtverschmutzung
    Foto: Maximilian Blaschke

    Die Berliner Wissenschaftler vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) fanden jüngst Anzeichen für einen Zusammenhang zwischen der Lichtverschmutzung in Ballungsräumen und dem dramatischen Insektensterben.
    https://www.igb-berlin.de/news/insektensterben-durch-lichtverschmutzung

    Neben Einzelwesen können infolge der Lichtverschmutzung zudem ganze Biotope – wie Gewässer – durch eine Verschiebung der Räuber-Beute-Beziehung belastet sein. Der Wasserfloh etwa, traut sich erst im Schutze der Dunkelheit an die Oberfläche, um dort Blaualgen zu vertilgen. Bei Vollmond fastet er, um nicht von den vom Licht angelockten Raubfischen gefressen zu werden. Die Blaualgen ihrerseits nutzen das zusätzliche nächtliche Lichtangebot zum Wachsen. Dabei geben sie auch toxische Stoffe in das Gewässer ab. Fehlt die Regulierung der Blaualgen-Population durch die Wasserflöhe, wird das Wasser giftig. Und da diese Toxine weder geruchlich noch geschmacklich auszumachen sind, verenden Tiere, die von diesem Wasser getrunken haben allzu oft. Sogar für den Menschen kann ein von Blaualgen belastetes Wasser tödlich-giftig sein.
    https://www.wissenschaft.de/allgemein/wasserfloehe-reinigen-den-bodensee/

    Damit wir nicht allesamt geradewegs in eine ökologische Krise hinein stolpern, ist es daher unerlässlich, nachts auch mal ein paar Lichter auszuschalten.