E-Ink-Monitor für den Büroeinsatz – ONYX Boox Max 3 vs. Dasung Paperlike HD

Von Januar bis März 2021 haben wir die beiden 13,3 Zoll-Bildschirmgeräte ONYX Boox Max 3 https://onyxboox.com/boox_max3 und Dasung Paperlike HD https://dasung-tech.myshopify.com/ auf ihre Monitor-Tauglichkeit hin miteinander verglichen.

Einen Erfahrungsbericht zum Paperlike HD von Dasung hatten wir bereits im November 2020 veröffentlicht.

Herzlichen Dank an dieser Stelle der Firma Haase & Martin GmbH – Digitale Lösungen https://www.epaper-displays.de/, die uns das ONYX Boox Max 3 leihweise für den Vergleich zur Verfügung gestellt hat.

1. Technisches

Während der Dasung als E-Ink-Monitor konzipiert ist, handelt es sich beim ONYX um ein Android-Tablet mit optionalem Monitor-Modus. Sowohl der Dasung als auch das ONYX nutzen ein 13,3 Zoll-Panel der Firma E-Ink, mit 16 Graustufen. Bei beiden E-Ink-Geräten identisch, sind der Videoanschluss per HDMI, die Stromversorgung mittels USB sowie die maximale Auflösung von 2200 × 1650 Bildpunkten. Die Aktualisierungsrate des Dasung liegt bei 40 Hz, diejenige des ONYX bei 27 Hz. Der Dasung ist ohne zeitliche Einschränkungen nutzbar. Das ONYX verbraucht während des Betriebs im Monitor-Modus – zumindest laut Akku-Ladezustandsanzeige – mehr Strom, als über die USB-Verbindung nachgeladen wird. Die mitgelieferten Anschlusskabel sind bei beiden E-Ink-Geräten knapp bemessen. Für das ONYX finden sich im Elektrofachmarkt problemlos längere USB- bzw. HDMI-Kabel. Beim Dasung liegt das spezielle Verbindungskabel vorsorglich doppelt bei, das den Video- und Stromanschluss kombiniert auf Micro-HDMI ausgibt.

Getestet haben wir mit drei PCs – zwei Intel-Systemen und einem AMD-System. Je mit integrierter Grafikeinheit, SSD-Festplatte, 8 GB RAM und Windows 10 Pro. Die leistungsstärkste Prozessoreinheit bietet, mit 4 × 3,5 GHz, unser AMD-System.

2. Bedienung

Der Dasung wird wie ein handelsüblicher Monitor am PC angeschlossen, per Plug and Play als solcher erkannt und über die Windows- sowie Grafikkartentreiber-Einstellungen konfiguriert. Über die Auswahlknöpfe am unteren Bildschirmrand kann die Feinabstimmung vorgenommen werden.

Um das ONYX als Monitor zu betreiben, wird es mit dem PC verbunden und – per Touch-Befehl in der Tablet-Oberfläche – der Monitor-Modus aktiviert. Die optimalen Windows- sowie Grafiktreibereinstellungen sind mit denen des Dasung identisch. Gesteuert wird das ONYX per Maus und Tastatur. Jedoch lässt sich per Touch-Befehl über zwei ausklappbare Menüs – am oberen und unteren Seitenrand – das angezeigte Bild rotieren, der Kontrast einstellen und der Refresh Mode auswählen (welcher Überlagerungseffekte entfernt).

3. Anzeigegröße

Bildinhalte beider E-Ink-Monitore sind aufgrund der Bildschirmgröße von 13,3 Zoll – was beinahe einem A4-Blatt im Querformat entspricht – teils nicht gut erkennbar bzw. darstellbar. Nicht zuletzt auch deshalb, da manches Programm die unter Windows vorgenommenen Einstellungen ignoriert. Selbst bordeigene Oberflächen halten sich nicht vollständig an die Größenvorgaben. Dies wiederum macht ein Hantieren mit Skalierung, Bildschirmlupe und Textgröße erforderlich.

4. Bildschärfe

Die Detailgenauigkeit des Dasung ist überragend. Selbst winzigste Schrift wird gestochen scharf dargestellt. Das Menü unseres Druckertreibers beispielsweise zeigt seine Schrift – trotz 200 %iger Skalierung und Textgröße 170 – mit gerade einmal 1 mm Höhe an. Jedoch bleiben auch bei maximaler Vergrößerung mit der Windows-Bildschirmlupe alle Buchstaben und Symbole makellos.

Das Schriftbild des ONYX im Tablet-Modus ist ganz passabel, allerdings nicht vergleichbar mit jenem des Dasung. Im Monitor-Modus des ONYX dagegen, sind dargestellte Programmfenster, Schrift, Icons, … fransig, unscharf, verwischt, unvollständig und teils mit weißen Streifen durchzogen. Damit erinnert das Schriftbild eher an einen Drucker, dessen Patrone gereinigt gehört. Da die Wahl von Anzeigemodi sowie Kontrast – zu erreichen über die beiden Ausklappmenüs – zu keiner Verbesserung führte, sind wir die Design-, Farb-, Hintergrund- sowie Zusätzliche Anzeigeeinstellungen unter Windows 10 durchgegangen. Wir überprüften ebenfalls die Grafiktreibereinstellungen und experimentierten mit der Skalierung. – Ohne Ergebnis. Das unsaubere Bild blieb uns auf allen drei PC-Systemen erhalten. Einzig beim Vergrößern der Bildinhalte fielen uns die Darstellungsfehler weniger auf. Was jedoch aufgrund der geringen Bildschirmmaße nicht praktikabel scheint. E-Mails zu verfassen oder ein E-Book über die Online-Bibliothek zu lesen, war jedenfalls beschwerlich. Zumindest ließen sich Fotos gut erkennen. Sie wirkten aber allesamt wie ein Kupferstich.

5. Anzeigegeschwindigkeit

Eingetippte Schrift ebenso wie Programm- und Webseiteninhalte erscheinen unverzüglich auf dem Bildschirm des Dasung. Die Maus-Ansteuerung ist bei passender Einstellung beinahe flüssig. Das Verschieben und Sortieren von Dateien erfordert aber – auch bedingt durch die geringe Bildschirmabmessung – mehr Konzentration, als wir dies von unserem Kathoden-Monitor und den LED-Monitoren her kennen.

Verglichen mit dem Dasung, wirkt das ONYX geradezu behäbig. Daran änderte auch der Wechsel in einen anderen Anzeigemodus sowie das Anpassen des Kontrastes (laut Handbuch S. 85 ff.) nichts. Eingetippte Schrift erscheint verzögert auf dem Bildschirm und ein Objekt mit der Maus anzuwählen, erfordert Geschicklichkeit, Geduld sowie Frustrationstoleranz. Der hakelige Mauszeiger hopst über den Bildschirm, ist dabei mal sichtbar, mal nicht. Zudem friert das Bild des ONYX zwischenzeitlich immer wieder für bis zu mehrere Sekunden lang ein, was zwangsweise Nutzungspausen zur Folge hat. Besonders häufig trat dieser Zustand bei eingeblendeten Werbevideos auf. Ungeachtet der schwarz-weiß-Anzeige, sind das ONYX ebenso wie der Dasung zum Abspielen derlei Videosequenzen schlichtweg zu langsam. Was sich in auffälligen hell-dunkel-Wechseln der angezeigten Bildinhalte ausdrückt – also indirektem Flimmern.

6. Indirektes Flimmern

Sowohl der Dasung als auch das ONYX besitzen keine integrierte Beleuchtung, die ein Flimmern durch Schwankungen in der Lichthelligkeit verursachen könnte. Überdies werden Bildinhalte nur dann aktualisiert, wenn neue Informationen verfügbar sind. Ganz im Gegensatz zu Kathoden- oder LED-Bildschirmgeräten, die selbst bei statischen Bildinhalten beständig ihre Anzeige aktualisieren müssen – was den Sehkomfort einschränken, die Konzentrationsfähigkeit beeinträchtigen und darüber hinaus zu körperlichen Beschwerden wie Schwindel, Übelkeit, Migräne oder epileptischen Reaktionen führen kann. Dennoch kommt es auch beim Dasung sowie beim ONYX durch Nachladen mitunter zu einem Flimmer-Effekt. Bewegen wir etwa die Maus über ein Bild oder ein farbig (in unserem Falle grau) unterlegtes Kontextmenü, entsteht Flimmern. Weiterhin ist bei sich beständig aktualisierenden Internetseiten ein störendes Flimmern zu vermelden. So kommt es, dass wir beispielsweise bei „Google Maps“ einen Screenshot der gewünschten Destination anfertigen müssen, um auf diesem schließlich Einzelheiten erkennen zu können. Werbeeinblendungen, Laufschriften oder Ladebalken wirken sich ebenfalls störend aus.

Beim Dasung (40 Hz) beeinträchtigen diese hell-dunkel-Wechsel maßgeblich das Erkennen. Beim langsameren ONYX (27 Hz) wurde dem Verfasser dieser Zeilen vom indirekten Flimmern wiederholt übel und es verursachte ihm ein ums andere Mal anhaltende Kopfschmerzen.

Zur Reduzierung oder gar Vermeidung indirekten Flimmerns sind womöglich angepasste Programmoberflächen für die E-Ink-Nutzung erforderlich…

7. Das ONYX als mobiles Gerät

Zum Lesen von PDF-Dokumenten außerhalb des Büros ist das ONYX recht nützlich. Die Anzeigegröße von beinahe A4 ermöglicht das direkte Vergleichen zweier Dokumente nebeneinander. Die Bildschärfe kann allerdings nicht mit jener moderner eBook-Reader mithalten.

Für den mobilen Einsatz lassen sich im Monitor-Modus des ONYX Daten übertragen, organisieren und löschen – falls das Maus-Rodeo dies zulässt… Der Datentransfer ist jedoch nicht durchwegs gewährleistet, da das ONYX trotz USB-Verbindung mitunter nicht erkannt und folglich nicht als Speichermedium oder Gerät im Arbeitsplatz aufgelistet wird. Ein Wechsel in den Tablet- und zurück in den Monitor-Modus, ein Neuverkabeln, ein Neustart des ONYX wie auch des PCs, bleiben hier ohne Ergebnis. Erst mit Herunterfahren unseres AMD-PCs und dem Betätigen des Netzschalters, wird der ONYX nach anschließendem Hochfahren als „Max 3“ wieder im Arbeitsplatzfenster aufgeführt (unsere Windows-Treiber waren aktuell und Gerätetreiber für das ONYX waren auf der Herstellerseite nicht verfügbar). Gelingt die Geräte-Erkennung, ist die Datenübertragung trotz USB 3.0 -Schnittstelle teils überraschend langsam. Zum Überspielen eines 460 MB großen Musikalbums auf den internen Speicher des ONYX per Drag and Drop beispielsweise, benötigten wir beinahe 8 Minuten. – Dies entspricht etwa 1 MB/s. Ein weiteres Musikalbum mit 800 MB ließ sich anderntags innerhalb einer halben Minute, also mit etwa 27 MB/s, übertragen (die Auslastung unseres PCs war in beiden Fällen konstant niedrig).

Im Tablet-Modus des ONYX fanden wir keine Möglichkeit, die überspielten Musikalben vollständig zu entfernen. Lediglich die einzelnen Musiktitel ließen sich löschen, nicht jedoch die Albenordner selbst. Diese verblieben als Artefakte im Gerätespeicher. Unsere PDF-Dokumente konnten wir indes problemlos wieder entfernen.

8. Fazit

Die Anwendbarkeit des ONYX als PC-Monitor ist erheblich eingeschränkt. Aus unserer Sicht empfiehlt sich die Nutzung im Büroalltag daher nicht. Im Gegensatz dazu ist der Dasung für einen täglich mehrstündigen Büroeinsatz – zum Verfassen von Texten und die textbezogene Internetrecherche – gut geeignet. Lediglich seine Größe und die Aktualisierungsrate von nur 40 Hz sind beim Organisieren von Dateien sowie bei der Darstellung mancher Bildinhalte hinderlich.

9. Ausblick

Der Verkaufsstart eines 25,3 Zoll-Modells mit höherer Aktualisierungsrate wurde uns zu Jahresanfang von Dasung angekündigt. Sobald sich ein Exemplar aus Festland-China importieren lässt, berichten wir darüber.