Vom Inneren Takt – „Der Unterricht beginnt schon, bevor ich wach bin.“

8:00 Uhr: Ein klirrender Schlüsselbund landet polternd auf dem Lehrertisch und verschafft sich Aufmerksamkeit. Frau Müller blickt verärgert Richtung Louis. Der blinzelt sie mit müden Augen an. „Na, gut geschlafen?“ spöttelt Frau Müller. Es empört sie, wenn jemand während ihres Unterrichts auf der Schulbank einnickt. Dass Louis eingeschlafen ist, liegt jedoch nicht an Frau Müllers Sprechweise oder dem Unterrichtsthema, sondern am gesunden Takt seiner Inneren Uhr.

Ebenso wie Louis haben auch einige seiner Mitschüler und Mitschülerinnen jeden Morgen große Mühe, die Augen offen zu halten. Denn für junge Menschen beginnt der Unterricht oftmals eindeutig zu zeitig, wie Schlafforscher bestätigen.
Statt 7:45 Uhr bereits den Beginn des Schultages anzukündigen, müsste sich die Schulglocke, nach chronobiologischer Sicht, zumindest bis 9:00 Uhr (MEZ) mit dem ersten Bimmeln gedulden.
Wachheit und Konzentration hingegen mittels überdosiert BLAU-haltigen „Tageslichtlampen“ zu erzwingen, könnte auf lange Sicht durchaus zu bedenklichen gesundheitlichen Störungen führen.

Achtet man verantwortungsbewusst auf die natürlichen Bedürfnisse der Schüler und Schülerinnen, hat dies für alle Seiten Vorteile. So nimmt der spätere Unterrichtsbeginn Rücksicht auf die sich verschiebende nächtliche Erholungsphase junger Menschen ab 10 Jahren. In der Folge sind sie ausgeglichener, gesünder, aktiver, aufnahmebereiter und begeisterungsfähiger. Auch eine Verbesserung der Zensuren wurde an Versuchsschulen erfreut festgestellt.

Also, liebe Erwachsene: Schulmüdigkeit kann manchmal auch einfach nur ganz normale Müdigkeit sein.